Info
Das von der Fritz Thyssen Stiftung großzügig für insgesamt drei Jahre (2015–2018) geförderte Projekt macht erstmals das Kernrepertoire des Gregorianischen Mess-Propriums in einer synoptischen Edition von Text und Musik zugänglich; durch die übersichtliche Transkription der wichtigsten Handschriften erhält die Forschung eine tragfähige Basis. Eine Wortkonkordanz, ein Bibelstellenindex und ein differenziertes Verzeichnis der liturgischen Verwendung ermöglichen eine interaktive Erschließung des Repertoires.
- Synoptische Tableaus dokumentieren auf einen Blick die Varianten von Text und Melodie; signifikante Varianten werden dabei von Eigenheiten bestimmter Handschriften unterschieden.
- Dem kritischen Vergleich entspringt ein Restitutionsvorschlag der Melodie, der mit Neographien der Quadratnotation und den Neumen der wichtigsten ostfränkischen Handschrift (St. Gallen 359 oder Einsiedeln 121) auch für die Praxis eingerichtet ist.
- Umfassende Suchfunktionen erschließen das Repertoire: lemmatisierte Wortkonkordanz (Suche nach Grundworten und bestimmten Formen), Bibelstellenindex, liturgische Verwendung, Modus, Ordnungsnummern bestehender Editionen.
Personen
- Xaver Kainzbauer (Universität Mozarteum Salzburg) hat in jahrzehntelanger Arbeit eine Datenbank des Gregorianischen Kernrepertoires geschaffen, die dem Projekt zugrundeliegt; er verantwortet auch die Endredaktion der synoptischen Tableaus.
- Georg Wais stand ihm als wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Seite.
- Immanuel Bauer (Wien) hat die Datenbank programmiert.
- Studentische und Wissenschaftliche Hilfskräfte:
Vera Charvat, Anna Geiger, Armin-Martin Hofbauer, Stefan Jell, Barbara Kampf, Yasmin Liebl, Benedicta Jiřina Lišková, Ingrid Wölfle und Florian Würsch. - Koordination: Harald Buchinger
Quellen
Adiastematische Handschriften:
- C - CH-SGs (Stiftsbibliothek St. Gallen) 359: 1. Hälfte 10. Jh., ostfränkisch/St. Gallen (Cantatorium, für Sologesänge), alternativ mit
- E - CH-E (Stiftsbibliothek Einsiedeln) 121: um 960/970, ostfränkisch/Einsiedeln (?) (für Schola-Gesänge)
- L - F-LA (Laon, Bibliothèque municipale) 239: um 930, westfränkisch/Metzer Notation
- Ch - F-CHR (Chartres, 1944 zerstört) 47: 10. Jh., bretonische Notation
- MR - Mont-Renaud (Privatbesitz, Paléographie Musicale 16, olim Noyon): 10. Jh., westfränkisch
- Ang - I-Ra (Rom, Biblioteca Angelica, olim Bologna) 123: 11. Jh., zentralitalienisch
- Bv 33 - I-BV VI.33: spätes 10./frühes 11. Jh., beneventanisch
Diastematische Handschriften:
- Mp - F-MOf (Montpellier, Faculté de Médecine, olim Dijon) H. 159: 11. Jh. (?), Neumen- und Buchstabennotation
- Bv 40 - I-BV VI.40: frühes 11. Jh., beneventanisch
- A - F-Pn (Paris, Bibliothèque nationale, olim Albi/Gaillac) lat. 776: 11. Jh., aquitanisch
- Y - F-Pn (olim Saint-Yrieix) lat. 903: 11. Jh., aquitanisch
- Bv 34 - I-BV (Benevent, Biblioteca capitolare) VI.34: 11./12. Jh., benevantanisch
- Mod - I-MOd (Modena, Biblioteca capitolare, olim Forlimpopoli) O. I. 7: 11./12. Jh., norditalienisch
- Kl - A-Gu (Universitätsbibliothek Graz, olim Klosterneuburg/Passau) 807: 12. Jh., Schlüsselzeuge des sog. „germanischen Choraldialekts“
- Zw - A-Z (Stift Zwettl) 196: um 1300, zisterziensisch
Die Textedition berücksichtigt außerdem folgende Codices:
- G342 - CH-SGs 342: 10./11. Jh. ostfränkisch/St. Gallen
- G339 - CH-SGs 339: um 1000, ostfränkisch/St. Gallen
- G374 - CH-SGs 374: Mitte 11. Jh., ostfränkisch/St. Gallen
- G376 -CH-SGs 376: Mitte 11. Jh., ostfränkisch/St. Gallen
- Bam - D–BAs (Bamberg, Staatsbibliothek, olim Regensburg/St. Emmeram) Lit. 6: Ende 10. Jh., ostfränkisch
Kontakt
Harald Buchinger
Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft
Fakultät für Katholische Theologie
Universität Regensburg
93040 Regensburg
E-Mail: harald.buchinger@theologie.uni-regensburg.de